Frau Stöhr wird zu „Bildungsschnitzern“ angeregt (z.B. „tempus“: Zb 263,6): „>> Die schöne Jugendzeit <<, sagte er (sc. Kapeller), leise bewegt. Sie (sc. Lizzi Laffé) etwas säuerlich. >> Ach ja. Tempi peccavi.<< Liebling verbesserte: >> Pater passati.<< >> Meinen Sie vielleicht, ich weiß das nicht? << rief sie. >> Selbstredend. Es war nur, um etwas zu sagen <<, versicherte er, sich entschuldigend. >> Ein unbedeutendes Mißverständnis, meine Gnädige. << “(Schla 332, 30 – 333, 1).
Türkheimer und Werda Bieratz schnellen zur Belustigung Brotrinde mit dem Messer (Schla 329, 12 – 22). Mit „Brotkügelchen“ spielt die Berghof – Gesellschaft (Zb 118, 4; 213, 15 ff.; 219, 29; 346, 20).
Claire Pimbusch erzählt von einem Erlebnis in der „Behrensstraße“ (Schla 110, 17), eine Anregung zur Namensfindung des Hofrats. Der von Frau Türkheimer empfohlene Schneider heißt Behrendt (Schla 93, 3; 313, 12; 314, 16).
In der Spielszene wird Andreas gefragt, wie alt er sei. „Dreiundzwanzig“ antwortet Andreas (Schla 82, 31 ff.). Settembrini fragt Castorp am Beginn seines Aufenthaltes nach dem Alter: Er wird demnächst „vierundzwanzig“ (Zb 132, 10 – 133, 17).
Der Maskenball in der Villa der kleinen Matzke ist ein Merkposten für den „Maskenball“ am Faschingsdienstag im „Zauberberg“. Andreas verkleidet sich in die Maske des Märchenprinzen (Schla 314, 10 – 21), der für die kleine Matzke ein Kindheitstraum („Seifenschachtelprinz“) ist (Schla 310, 3 - 16; 311, 34; 316, 5.17; 317, 2). Einen Märchenprinzen stellt im „Zauberberg“ der Grieche mit den schönen Beinen dar (Zb 494, 29 – 32).
Anmerkungen:
1. Heinrich Mann, Im Schlaraffenland. Ein Roman unter feinen Leuten. Fischer Taschenbuch Verlag Band 5928, 6. Aufl. 2006.Abkürzung: Schla. Die Zahlen in Klammern (Seite, Zeilenangabe) verweisen auf Thomas Manns Der Zauberberg, Bd. 5/1 (Textband) -2 (Kommentarband) – M. Neumann - der Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe, S.Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2002. Hervorhebungen durch Fettdruck vom Autor. Abkürzung: Zb. 2. Vgl. Beitrag „Behrens und sein jüdischer Hintergrund“. 3. R. Weltsch in: „Juden im Wilhelminischen Deutschland 1890 – 1914; ein Sammelband, hrsg. von Werner E. Mosse unter Mitw. von Arnold Paucker. 2. Aufl. 1998 (1976), Tübingen, Mohr Siebeck (Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo-Baeck-Instituts, Band 33), 701-702. 4. Die Fortsetzung des Zitats bestätigt unsere Interpretation: „ >>Herr Settembrini hat mir unterdessen so schön die Zeit vertrieben…was übrigens gar kein Ausdruck ist. Es gilt allenfalls von euerem falschen Bridge, aber Herr Settembrini hat mir die Zeit so bedeutend ausgefüllt … Als anständiger Mensch müßte man ja mit Händen und Füßen trachten, hier fortzukommen, - wo es nun schon mit falschem Bridge losgeht in euerer Mitte. Aber um Herrn Settembrini noch recht oft zu hören und mir von ihm gesprächsweise zur Hand gehen zu lassen, könnte ich beinahe wünschen, unabsehbar lange febril zu bleiben und hier bei euch festzusitzen … Am Ende muß man mir noch eine Stumme Schwester geben, damit ich nicht mogle.<< >> Ich wiederhole, Ingenieur, daß Sie ein Schalk sind <<, sagte der Italiener. Er empfahl sich in den angenehmsten Formen“ (Zb 306, 31 – 307, 11). Angesprochen werden hier die „Siebenfrost“ („Settembrini“) - Jahre 1915-1922 des Zerwürfnisses zwischen Heinrich und Thomas Mann. Hinzunehmen muss man auch das Anschlussstück (Zb 307, 11 – 20). Eine richtige Bewertung verlangt eine detaillierte Kenntnis des Konflikts. Ein Problempunkt ist sicher das kursiv gedruckte „würde“ (Zb 307, 19). Die Stelle unterstützt jedenfalls die Auffassung, dass der Name „Settembrini“ vom italienischen „sette und brina (Frost)“ abzuleiten ist. 5. Auf die „Sieben“ (bekanntlich die Lieblingszahl des „Zauberbergs“) setzt Türkheimer (Schla 85, 21; 86, 33). Die Zahl „Sieben“ taucht auf bei den „sieben mageren Jahren“, die Andreas vor sich sieht (Schla 199, 20 f.). „Er hatte es (sc. sein verlorenes Geld) geradeso liebgehabt, als klebte derselbe Schweiß daran wie an den Groschen seines Vaters, des Winzers, der seine Rebstöcke wie Säuglinge pflegte und froh war, wenn sie alle sieben Jahre einmal gut trugen“ (Schla 262, 14 – 18; 86, 8 - 11). Zu den „sieben mageren Jahren“ vgl. Beitrag „Hans Castorps Vetter Joachim und die Geschichte Israels“. Zur Zahl „Fünf“: Schla 271, 15; 277, 27. Fünf Monate ist Joachim schon auf dem „Berghof“ vor der Ankunft Castorps (Zb 16, 19; 26, 21; 488, 8 ff.). 6. „Die Explosion des jüdischen Ghettos – sie erfolgt in unregelmäßigen Kettenreaktionen zwischen 1790 und 1920 – trifft auf eine christliche Menschenwelt, die seit Jahrhunderten denkbar schlecht auf diesen Einbruch vorbereitet war: Theologie, Predigt, Religionsunterricht, christliche erbauliche Literatur, das Bilderwesen der Wallfahrtsorte und Passionsspiele, die volkhafte Flugschriftenliteratur des lutherischen Protestantismus hatten in langen Jahrhunderten, in denen es kaum Juden oder wie in vielen Gegenden und Landschaften Europas gar keine Juden gab, ein böses Bild, ein gefährliches Image des Juden erhalten: das Bild des teuflischen Juden (mit allen körperlichen Attributen des Satans), des „Saujuden“; das Bild des Judas, des Volkes des Gottesmordes. Perfidi judaei – die Liturgie stellt im römischen Katholizismus an ihrem heiligsten Ort, in der Karfreitagsliturgie, die teuflische Halsstarrigkeit des ehedem auserwählten, dann von Gott verfluchten Volkes dem Christenvolk dar“: Friedrich Heer, Gottes erste Liebe. Die Juden im Spannungsfeld der Geschichte, F.A.Herbig Verlagsbuchhandlung München-Berlin 1981, 237-238. 7. Eine weitere Erklärung für den Namen „Gänser“ soll hier vorgeschlagen werden: In Wagners „Parsifal“ wird der noch „dumme“ Parsifal von Gurnemanz als „Gänser“ (Ende des 1. Aufzugs) bezeichnet. Wie beim „Wulstlippigen“ des „Zauberbergs“ erfährt man erst spät in der Oper den richtigen Namen „Parsifal“ (2. Aufzug). “Wulstlippig“ verweist dann auf den bedeutungsvollen Kuss Kundrys. Text in: Richard Wagner, Parsifal, Textbuch, Einführung und Kommentar von Kurt Pahlen unter Mitarbeit von Rosmarie König. Schott Music GmbH &Co. KG Mainz 2010 (1981). 8. Vgl. Zb 170, 26-30; 172, 3 f.; 643, 4- 644, 20; 835, 24-836, 6; 869, 30-870, 2; 878, 2-5; 932, 8- 936, 17. 9. Vgl. Kommentarband, S. 349. Ein weiterer Hinweis im „Zauberberg“ auf Chopin sei hinzugefügt:„Phantastisches Impromptu“ (Zb 865, 7)= Fantaisie -Impromptu Cis - moll,op. 66. 10. Stellen im Kommentarband, 520-521. 11. Der Vogelvergleich findet sich auch sonst: Der alte Dichter Waldemar Wennichen hat einen „Vogelkopf“ (Schla 47, 12; 232, 35). Andreas hört das „Gezwitscher“ der Verehrerinnen (Schla 240, 29; 242, 17). Werda Bieratz ist auf dem Maskenball als Vogel verkleidet (Schla 317, 9 – 25).