Unterstützt wird unsere Erklärung durch weitere Stellen: Ein "Schwindel" (auch Zb 821, 11) fällt Castorp beim Coiffeur oder Nägelpfleger an: "ein Schwindel in des Wortes schwankender Doppelbedeutung von Taumel und Betrug, das wirbelige Nicht-mehr-unterscheiden von >>Noch<< und >>Wieder<<, deren Vermischung und Verwischung das zeitlose Immer und Ewig ergibt" (Zb 822, 4 - 15).
Von hier aus ist auch die Antwort des spirit Holger auf die Frage zu verstehen, "ob er sich wohl und glücklich fühlte in seinem Zustande" (Zb 1004, 12ff.). Er antwortet: "Gelassen". Wie lange schon? Antwort Holgers: "Eilende Weile", "Weilende Eile" (Zb 1004, 21). Hier wird die "ausdehnungslose Gegenwart" Augustins angedacht. Das Problem der "Langerweile" stellt sich bei Holger nicht und wird mit "Gelassenheit" vorweg beantwortet. (7)
Bildersprache in Zusammenhang mit der Zeit (Zb 1074, 12 - 33): Zigarre - Sanduhr (Zb 1006, 23: Stundenglas) - Taschenuhr - Kalender - hermetischer Zauber ( s. "Weckgläser": Zb 770, 20 - 771, 1)) Zb 951, 31ff.: "Das Leben ohne Zeit, das sorg- und hoffnungslose Leben, das Leben als stagnierend betriebsame Liederlichkeit, das tote Leben". (vgl. Zb 27, 29f.; 29, 23ff.).
Castorp kommt die Idee, "was eigentlich die Zeit sei: nämlich nichts anderes, als einfach eine Stumme Schwester, eine Quecksilbersäule ganz ohne Bezifferung, für diejenigen, welche mogeln wollten, - (Zb 141, 17 - 20). Stumme Schwester; Zb 134, 27 - 32; 135; 141 Geschwätzuge Berta!
" die Zeit, eine Linie, die sich aus lauter ausdehnungslosen Punkten zusammensetzt ... also hatte in ihrer schleichend untersichtlichen, geheimen und dennoch betriebsamen Art fortgefahren, Veränderungen zu zeitigen (Zb 1072, 22 - 24)
Im Traum während der Musik: "Hier herrschta das Vergessen selbst, der selige Stillstand, die Unschuld der Zeitlosigkeit" (Zb 980, 21f.).
"Es gab eine noch frevelhaftere Ausbeutung in ihren Augen: die der Zeit, das Unwesen, sich für den bloßen Zeitverlauf eine Prämie zahlen zu lassen, nämlich den Zins, und auf diese Weise einje allgemein göttliche Einrichtung, die Zeit, zum Vorteil des einen und Schaden des anderen zu mißbrauchen" (Zb 607, 28 - 33). "wohingegen, wenn keine Zeit wäre, auch kein Menschheitsfortschritt sein könnte, sondern die Welt nur ein stagnierendesd Wasserloch und ein fauliger Tümpel wäre" (Zb 498, 29 - 32).
"(denn man muß festhalten, daß, während wir erzählen, die Zeit in ihrer still strömenden Art rastlos fortschreitet) (Zb 450, 11ff.). "Was war ein Tag, gerechnet etwa von dem Augenblick an, wo man sich zum Mittagessen setzte, bis zu dem Wiedereintritt dieses Augenblicks in vierundzwanzig Stunden? Nichts, - obgleich es doch vierundzwanzig Stunden waren." (Zb 436, 15 - 19). u.a. "oder der Zeit ein wenig Schwere und Tiefgang, damit sie nicht reine Zeit und sonst überhaupt nichts sei, zu verleihen" (Zb 414, 21ff.).
"Nur im Tiefland können Sie Europäer sein, das Leiden auf Ihre Art aktiv bekämpfen, den Fortschritt fördern, die Zeit nutzen" (Zb 375, 9ff.).
"Die Lehrer des Mittelalters wollten wissen, die Zeit sei eine Illusion, ihr Ablauf in Ursächlichkeit und Folge nur das Ergebnis einer Vorrichtung unsrer Sinne und das wahre Sein der Dinge ein stehendes Jetzt. War er am Meere spaziert, der Doktor, der diesen Gedanken zuerst empfing - die schwache Bitternis der Ewigkeit auf seinen Lippen?" (Zb 825, 29 . 826, 1). (8)
Carpe diem! Im Gegensatz zu dem Osten (Russen) (Zb 368, 27 - 369, 21). "Warten heißt: Voraneilen, heißt; Zeit und Gegenwart nicht als Geschenk, sondern nur als Hindernis empfinden, ... Postverteilung (Zb 364, 4 - 23)
Zeit mit Wirklichkeit in Verbindung bringen (Zb 334, 11 - 23)311, 29 - 312, 16307, 32 - 308, 33162, 16 - 26141, 14 - 22