21. Sehr spät wird im "Zauberberg" eioner Nebenfigur der Namen Gänser zugewiesen, "jenem Wulstlippigen, dessen Namen Gänser war" (Zb 334, 30f.). In Wagners "Parsifal" fragt der Gralsritter Gurnemanz Parsifal, der eben einen Schwan im Fluge tödlich getroffen hat, nach seinem Namen. Dieser antwortet: "Ich hatte viele, doch weiß ich ihrer keinen mehr". Seinen Namen Parsifal erfahren wir durch Kundry erst im 2. Aufzug. Nachdem Parsifal der ihm zugedachten Rolle als Erlöser Amfortas nicht nachkommt, wirft ihn Gurnemanz aus der Gralsburg:"Du bist doch eben nur ein Tor! Dort hinaus, deinem Wege zu! Doch rät dir Gurnemanz: laß du hier künftig die Schwäne in Ruh und suche dir, Gänser, die Gans!" (Ende 1. Aufzug)- Die vorgängige Bezeichnung Gänsers als"Wulstlippiger" im "Zauberberg" (Zb 79, 20; 107, 15; 170, 20; 172, 2) mag an Kundrys Kuss erinnern. Auch Clawdia Chauchat findet, neben dem Stirnkussproblem (Zb 918, 21) und charakterlichen Eigenschaften mit Kundry, Beachtung: Ihr Profil ähnelt nicht dem Profil "irgendeiner gesunden Gans" (Zb 316, 12-15).Erwähnt werden soll noch der gemeinsame Blick auf das Problem von Zeit. Parsifal auf dem Wege zur Gralsburg: "Ich schreite kaum, doch wähn`ich mich schon weit". Gurnemanz: "Du siehst, mein Sohn, zum Raum wird hier die Zeit". Vgl. dazu etwa Zb 103, 5: "Wir messen also die Zeit mit dem Raume ", Zb 369, 8: "Wo viel Raum ist, da ist viel Zeit".
22. Hofrat Behrens wurde von uns mit Peter Behrens, dem Chefdesigner der AEG, in Zusammenhang gebracht (Beitrag 55). Ein weiteres Indiz dafür, dass Peter Behrens der Namensgeber für den Hofrat war, könnte darin liegen, dass die Widmungsschrift "Dem deutschen Volke" am Reichstagsgebäude 1916 in seinen Lettern angebracht wurde. Gefertigt waren diese aus eingeschmolzenen französischen Kanonen des Krieges 1870/71. Das passt gut zu den anderen französischen Bezügen im "Zauberberg" (z.B. Gespräch Chauchat - Castorp im 5. Kapitel; Zb 21, 10f. u.a.).
23. Settembrini wird mit "Siebenfrost" übersetzt (ital. sette und brina). Möglicher Anknüpfungspunkt für den Namen: 1816/17 führte Johann Friedrich Overbeck (1789 geboren in Lübeck - 1869 gestorben in Rom) in der Casa Bartholdy und Villa Massimo den Freskenzyklus "Die sieben magere Jahre" und "Der Verkauf Josephs durch seine Brüder" aus.
24. Über die Sprechweise Settembrinis bemerkt Castorp: "Aber hörenswert ist es ja, wie er zu sprechen versteht, jedes Wort springt ihm so rund und appetitlich vom Munde, - ich muß immer an frische Semmeln denken wenn ich ihm zuhöre" (Zb 155, 12-15). Joachim wundert sich, dass Castorp dabei "an Semmeln" denkt (Zb 155, 18). Dieser Vergleich könnte von einem jüdischen Sprichwort angeregt sein: "Brich auf eine Semmel und ein Jude springt heraus". Zu dieser Stelle auch Beitrag 1.
25. Jiddischer Anklang bei Clawdia Chauchat: "Mähnschlichkeit" (Zb 879, 17); "mähnschlich" (Zb 843, 6; 844, 1ff. Castorp; 845, 4.16; "mähnschlicher" (Zb 899, 13); "unmähnschlicher" (Zb 844, 33). Auch "Jargon" (Zb 648, 29) u.a. gehört hierher. Settembrini: "Wer will sich denn lumpen lassen"? (Zb 306, 18).